LUFTKILOMETER Philosophie
Das Fundament: Platons Ideenwelt
Die Grundlagen des LUFTKILOMETER finden sich in Platons Werk. Platon führt seinen Leser anhand vieler Beispiele immer wieder vor, daß zunächst plausibel erscheinende Annahmen schnell zu Widersprüchen führen: Alles menschliche Wissen ist lückenhaft und die Erlangung einer sicheren Erkenntnis ist zweifelhaft.
Welchen Nutzen für die Tragfähigkeit des LUFTKILOMETER hat Platon, wenn er letztendlich alles in Frage stellt? Platon zwingt den, der sich einläßt, zum Überdenken scheinbar selbstverständlicher Grundmuster des Denkens und infiziert ihn mit dem Virus der Suche nach einer Letztbegründung, der wahren Ursache der erkennbaren Welt.
Die wahre Ursache ist nicht homogen, sie manifestiert sich in verschiedenen Teilen oder Aspekten, den Ideen, die die Grundlage sinnvollen Denkens und Sprechens darstellen. Dabei wird eine Hierarchie der Ideen postuliert, an deren oberster Stelle die Ideen des Schönen und Guten stehen.
Zwischen der "wahren Ursache" und unserer Welt der Erscheinungen liegt - als eine vermittelnde Ebene des Seins - die Welt der Ideen. Dieser "Welt der Ideen" mißt Platon eine reelle Existenz bei. Ideen sind nicht allein nützliche Gedankenkonstrukte, sondern das "wirklich Seiende". Sie sind zwar farblos, formlos und stofflos aber sie sind auch "immer seiend", "eingestaltig" und "unvergänglich".
Der Zugang zur unerreichbaren Welt der Ideen
Wenn Ideen - und unter ihnen die "wahre Ursache" als oberste Idee - jenseits jeder empirisch faßbaren Kausalität liegen und sie zudem trotz ihrer realen Existenz nicht mit menschlichen Sinnen wahrnehmbar sind, wirft dies die Frage auf, wie man überhaupt etwas von ihnen erfahren kann? Der Weg führt über die irrationale Erkenntnis und Platon gibt quasi ein Fitnessprogramm an, in dem sich der Wahrheitssuchende durch philosophische Übungen in einen Zustand der Empfänglichkeit versetzt, bevor er im Erleben einer Offenbarung die Ideen zu schauen vermag. Dabei stellt Platon derart hohe Anforderungen an die Wahrheitssuchenden, daß nicht jeder Mensch zu einem solchen Offenbarungserlebnis fähig ist und wenn, dann auch nur nach längerer Übung.
Wer hat die ZEIT zum Üben?
Zugegeben, die Aussichten sind ziemlich frustrierend, wenn man sich vorstellt, am Ende eines langen und mühevollen Weges des Übens die letzten Schritte zum Ziel nicht mehr gehen zu können. Ob es da für den Einzelnen überhaupt Sinn macht, sich auf den Weg zu begeben? Und, wenn man für sich selbst die Frage mit "Ja" beantwortet hätte, wäre die ZEIT verfügbar, die das Üben verschlingen würde?
Die vorbereitenden Übungen sind durch rationales Denken und Philosophieren gekennzeichnet, wobei der Hinwendung zum körperlich Schönen die Beschäftigung mit der Wissenschaft und dem Rationalen folgen muß. Das Rationale ist jedoch nicht ausreichend für die letzte Erkenntnis. Zwar hat das dialektisch richtige Reden eine Bedeutung für einen geregelten Diskurs und bereitet quasi das "Auge der Seele" für die Schau vor.
Wissen, Meinen und Wahnsinn
Im Zusammenhang mit dem irrationalen Charakters wahrer Erkenntnis verweist Platon auf ein Kriterium zur Unterscheidung von Wissen und Meinen: Nur was begrifflich abgrenzbar sei, entspreche wahrem Wissen, alles andere sei Meinung, wobei die Sprache als grundsätzlich unzureichend zur Vermittlung von Gedanken und Ideen angesehen wird und daher auch nicht der Überprüfung eines Wahrheitsgehaltes dienen kann. Die Kenntnis der Ideen ist somit objektiv nicht vermittelbar.
Die letztendliche Erkenntnis ist nach Platon nicht vollständig rational erfaßbar und enthält daher immer auch einen Funken göttlichen Wahnsinns ("Irrationalität"), der höherwertig sei als die Klugheit des Menschen.
LUFTKILOMETER - Denkanstoß für die Idee
Der LUFTKILOMETER ist ein Gebäude aus Platons angenommenen Reich immaterieller, ewiger und unveränderlicher Wesenheiten, der Ideen und weist - im Gegensatz zur reinen Idee - eine Form auf: Über einer kreisförmigen Grundfläche mit einem Durchmesser von 112,8 mm erhebt sich ein zylinderförmiges Gedankengebäude bis in eine Höhe von 1000 m über der Ebene der Grundfläche.
Für einen Menschen, der die persönliche Eignung besitzt, eine eingehende Übung, insbesondere auch in der Wissenschaft und dem richtigen Denken absolviert hat und eine irrationale Eingebung erlebt hat, würde sich ein derartiger LUFTKILOMETER sofort erschließen. Einem weniger Geübten bereitet die einer Idee innewohnende Ortsunschärfe im allgemeinen große Probleme bei dem Versuch, die Idee ausschließlich rational zu fassen oder objektiv zu vermitteln.
Der LUFTKILOMETER wird daher mit einer Bodenplatte von 112,8mm Außendurchmesser ausgestattet, die die rationale Basis des LUFTKILOMETERS darstellt und auf das Vorhandensein dessen hinweist (siehe Abb.)
Eine Bauordnung für Luftgebäude muß her!
Wenn sich dem Menschen schon die Ideenwelt nur mit Anstrengung erschließt, so werden sich nur wenige dessen bewußt werden, was der Umgang mit Ideen in ihrer Umwelt bewirken kann. Ein Luftschloß, das ein Mensch - gedankenlos oder bewußt - in den Lebensraum eines Dritten (resp. Zweiten) baut, könnte Auswirkungen auf einen Dritten (oder Zweiten) haben, auch wenn dieser nicht in der Lage wäre, das Phänomen wahrzunehmen.
Nun ist es Luftschlössern in der Regel eigen, daß sie dem Schönen und Angenehmen zugeordnet sind und daher sollte die Begegnung mit Luftschlössern bei dem Konfrontierten durchaus zu positiven Wirkungen führen.
Andererseits werden immer wieder Luftgebäude und Lügengebilde entdeckt, die mit Unangenehmem, Sorgen, Schmerzen oder Betrug gefüllt sind. Davor gilt es sich zu schützen und dies kann wirkungsvoll nur durch ein stringentes Baurecht für Luftgebäude erreicht werden.
Das Projekt LUFTKILOMETER soll einen Anstoß zur Schaffung geordneter Verhältnisse im Luftbauwesen und zur Förderung der irrationalen Kompetenz geben. Es werden 50 Luftkilometer an verschiedenen Orten aufgestellt und ihre Auswirkungen auf die Umwelt in einer begleitenden Langzeitstudie beobachtet werden.
Voraussetzung für die Aufstellung eines LUFTKILOMETERS auf einem Grundstück ist die Einwilligung des Grundstückseigentümers, die impliziert, daß wenigstens am Ort des LUFTKILOMETERS den Gedanken Freiheit gewährt wird und in dem 10 m³ fassenden Volumen des LUFTKILOMETERS Irrationalität uneingeschränkt zugelassen wird.
© 2002-2019 QRT Kurt Reuter